Titicaca See

 

Wenn man von Wirtschaftsmodellen im Raum Peru sprechen will, muß man sich darüber im klaren sein, daß es sich um Systeme handelt, die kein Geld kannten und kaum nach irgendwelchen Marktregeln organisiert waren.

 

Das Wirtschaftssystem der Inkas kann nur verstanden werden, wenn man weiß, auf welchen Ressourcen es aufbauen konnte. Der Inka mußte seine Organisation also auf dem System der Reziprozität aufbauen, auf einem sozioökonomischen System, das die Dienstleistungen auf verschiedenen Ebenen sowie die Produktion und Verteilung der Güter regelte.

Da der Staat Tahuantinsuyu Geld nicht kannte, beruhte sein Reichtum auf folgenden Einnahmequellen: auf der Arbeitskraft der Bewohner des Staates sowie auf dem Besitz von staatlichen Ländereien und Herden. Der Ertrag dieser Einnahmequellen bestand in den Produkten, die in die Speicher eingelagert wurden und den Reichtum der Regierung symbolisierten.

Zudem bedeutete der Besitz dieser Ressourcen die absolute Kontrolle über das gesamte Organisationssystem, nämlich über die Reziprozität.

Um einigermaßen zuverlässige Zahlen über die Arbeitskräfte zu haben, welche im Königreich von Tahuantinsuyu zur Verfügung standen, wurde die Bevölkerung mit Hilfe eines Dezimalsystems eingeteilt. Jeweils hundert Familien ergaben eine „Pachaca", und zehn solcher „Pachaca" ergaben eine „Guaranga", und mehrere „Guaranga" zusammen bildeten eine ethnische Großeinheit, die von einem Großherrn, einem „Hatun Curaca", regiert wurde.

Die Zahl der Familien wurde mit Hilfe von Quipus registriert, und so wußten die Buchhalter, die „Quipucamayoc" jederzeit mehr oder wenigen genau, wie viele Einwohner jedes Land hatte. Gleichzeitig konnte die Inka-Verwaltung auch berechnen, wie viele Arbeitskräfte zur Erledigung der öffentlichen Arbeiten und wie viele Männer in jeder Region für das Heer zur Verfügung standen. Entsprechend konnte sie auch Arbeitskräfte nach Bedarf in Regionen mit einer geringen Bevölkerung verlegen oder solche aus dicht bevölkerten Regionen abziehen.

Ein Paar, das seine Landparzelle bebaute, durfte den gesamten Ertrag für sich behalten. Was dem Tribut ungefähr entsprach, war die Arbeitskraft, welche die Leute dem Staat in Form von Feldarbeit zur Verfügung stellen mußten. Die Ländereien des Staates wurden zeitweise von Bewohnern verschiedener Regionen bewirtschaftet.

 Das Wirtschaftsmodell der Inkas diente der Wiederverteilung der Güter und Produkte. Das heißt, daß der Staat den Löwenanteil der Landesprodukte für sich beanspruchte und die Güter und Produkte allein nach seinen Interessen wieder an das Volk verteilte.

Einen ansehnlichen Teil der Produktion verschlang das System der Reziprozität, welches den Staat zwang, den verschiedenen politischen und militärischen Führern, aber auch den Göttern immer wieder großzügige Geschenke zu machen.

Die Händler seien „sehr mutige, kluge und gewandte Leute" gewesen, und sie hatten als einzige in ganz Tahuantinsuyu „Geld" in Form von Kupfer verwendet. Sie wickelten ihre Transaktionen also mit Hilfe dieses Metalls in Form von kleinen Plättchen oder Beilen ab, die sie gegen die gewünschten Waren eintauschten. Das Kupfer, das sie dafür benötigten, stammte aus der Hochebene von Titicaca, wo es gegen Trockenfisch eingetauscht wurde.

 


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